Karfreitag?!

Seit Tagen muss ich immer wieder an das Gespräch zwischen Jesus und der Samariterin denken. Das hat angefangen als ich am Karfreitag durch Fernsehprogramme und Liveübertragungen gezappt bin, um zu schauen ob ein Gottesdienst übertragen wird, der mich anspricht. Geendet hat die Suche offline in einem Herzensgebet von mir und meinem Mann und Jesus, der jedem von uns eine kurze, aber tief bewegende, Antwort gab.

Auf einem Waldspaziergang am selben Tag fiel mir dann die schon erwähnte Begebenheit aus Johannes 4 ein. Jesus und die Frau redeten unter anderem über den richtigen Ort der Anbetung. Die Samariter beteten zu damaliger Zeit auf einem bestimmten Berg an, während die Juden sicher waren, man müsse Gott in Jerusalem anbeten.

Jesus erklärte der Frau, dass die Zeit gekommen ist, in der man nicht mehr in Jerusalem und nicht mehr auf dem Berg, sondern Gott in Geist und Wahrheit anbeten wird. Zumindest verstehe ich den Text so.

Das heisst wohl, nicht mehr der Ort der Anbetung ist wichtig, sondern die Art.

Während ich mir meinen Weg durch Laub und Äste bahnte, überlegte ich mir, ob mein Morgen damit etwas zu tun haben könnte.

Unser aller Berge und Jerusalem sind geschlossen. Sie streamen vielleicht noch, aber der Ort ist nicht erreichbar im Moment. Wir können nicht mehr zum Haus Gottes pilgern, um Gottesdienst zu feiern.

Vielmehr findet die Begegnung mit Gott jetzt bei uns Zuhause statt oder wir müssen eine Zwangspause in unserer Beziehung zu Gott einlegen.

Dass die Orte der Anbetung geschlossen sind, bringt unsere Begegnung mit Gott dahin, wo wir sind. Auf unser Sofa, in die Küche, unter die Dusche, in unser Bett, an unseren Tisch. Und dadurch natürlich auch in unsere Herzen.

Von den meisten mit denen ich im Moment rede, fordert der Lock Down das Äusserste.

Überforderung, Einsamkeit, Ängste, Herzenshärte, …die Liste ist lang. Alles tritt zu Tage. Wir versuchen damit umzugehen. Greifen mit Disziplin, Wut oder Tatendrang an. Oder ergeben uns mit Resignation, Lustlosigkeit und werden phlegmatisch.

Und in das hinein entsteht die Möglichkeit, Gott anzubeten. Auf dem Sofa, auf dem wir uns gerade acht Folgen einer Serie bei Netflix reingezogen haben. An dem Tisch, an dem wir gerade unsere Kinder zusammengeschissen haben, weil sie da sind und wir eigentlich endlich mal unsere Ruhe brauchen. In dem Bett, in dem wir uns seit einer Woche Pornos anschauen.

“ Das Verständnis für den Anderen hört da auf, wo der eigene Schmerz unerträglich wird“ – Unbekannt

Gott sucht nach Anbetern, die in Geist und Wahrheit anbeten.

Wenn wir es schaffen, genau da mit Gott in Beziehung zu sein, wo wir sind, kann die Wahrheit nicht weit weg sein, vermute ich. Denn es gibt keinen wahreren Ort. Und der Geist Gottes muss uns über unsere Schuldgefühle, Überforderung und Scham hinweghelfen. Denn mit dem kämpfen wir zwischen all unserem Versagen und Unvermögen.

Ist es dann nicht so, dass Gott mitten unter uns wohnt? Ist er nicht dann erst vollkommen eingezogen in unserem Haus? Wenn er im Hier und Jetzt dabei sein darf? Wenn ich ihm mein Vermögen und Unvermögen zeigen kann? Wenn ich nicht mehr ins Haus Gottes pilgern muss, weil ich das Gefühl habe mein Haus ist kein Haus Gottes?

Ich habe einen riesigen Wunsch. Ich zerspringe fast, so gross ist er. Ich wünsche mir so sehr, dass wir endlich mit unserem Herzen begreifen, dass Gott uns liebt, wie wir sind. Wir müssen nichts verstecken und wir müssen nichts verbessern. Er nimmt uns, wie wir sind.

Deshalb erzähle ich euch wie ich Karfreitag verstehe.

Ich glaube Jesus ist gestorben, weil wir ein Problem haben mit unserer Schuld! Ich glaube nicht, dass Jesus gestorben ist, weil er ein Problem hat mit unserer Schuld. Er musste die Sünde nicht aus dem Weg räumen, weil sie ihm im Weg ist. Ich glaube, dass er die Sünde aus dem Weg räumen musste, weil sie uns im Weg steht!

Für mich macht es keinen Sinn, dass Gott ein so grosses Problem mit Schuld und Sünde hat, dass er uns nicht begegnen kann und gleichzeitig wirbt er um unser Herz, dass wir uns in ihn verlieben. Wie macht er das denn, wenn er sich uns nicht nahen kann, weil wir schuldig sind?

Es macht für mich auch keinen Sinn, dass Gott sich anscheinend trennt von uns, weil wir Sünder sind und gleichzeitig mit Kain das Gespräch sucht, nachdem er gerade seinen Bruder erschlagen hat. Ist euch schon mal aufgefallen, dass Gott Kain nach seinem Bruder fragt? Was wäre, wenn Gott ihm mit dieser Frage die Möglichkeit geboten hätte, ehrlich zu sein mit Gott und nicht zu vertuschen, was er gerade getan hat? Und was wäre, wenn das das Einzige wäre, was Gott sich wünscht von uns? Vielleicht hätte Gott sich erbarmt über Kain und ihn nicht zu einem rastlosen und fruchtlosen Leben verdonnert.

Das sind Spekulationen, aber was ich sicher lesen kann ist, dass Gott ein Siegel auf Kains Stirn anbrachte, um ihn zu schützen. Niemand durfte Hand an ihn legen und ihm dasselbe antun, was er Abel antat. Sonst hätte Gott das sieben Mal gerächt.

Kain konnte Gott nicht in die Augen schauen aufgrund seiner schlechten Gedanken und Taten. Kain hatte das Problem! Gott ist ihm immer wieder nachgegangen und hat ihn sogar beschützt. Lest selbst und macht euch eurer Bild. In 1. Mose 4 könnt ihr Kains Geschichte finden.

Ich bin überzeugt, wir haben das Problem mit unserem Herzen und was da alles falsch läuft. Wir halten nicht aus, was alles nicht stimmt. Deshalb hat Jesus das Schuldproblem für uns gelöst.

Und ich bin sicher, Gott will gerne bei uns wohnen.

Lass mich wissen, was du über meine Gedanken denkst …