Seelenhygiene?!

Jetzt sitz ich schon geschlagene 7 Minuten vor dem Laptopbildschirm und hoffe, dass mir die zündende Idee kommt, über was ich diesmal schreibe.

Es ist nicht so, dass ich keine Ideen hätte. Zum neuen Jahr wünsche ich euch zuerst einmal  alles mögliche Gute: Frieden, Gegenwart Gottes, Liebe, Spass, Freude, Urvertrauen, jeden Tag etwas zum Lächeln, …

Neben diesen Wünschen habe ich natürlich auch Themen, die mir durch den Kopf gehen. Zum Beispiel würde ich gerne über unsere Vorstellung sprechen, wann Gott etwas segnet und bestätigt, was wir tun und wann nicht. Letzte Woche, inspiriert von ein paar Facebook-Einträgen, hatte ich die Idee, über das Gebet für Totenauferweckung zu schreiben. Und über Deutschland gehen mir auch noch ein paar Gedanken durch den Kopf. Ihr seht, das Problem sind nicht die Ideen. Zumal ich schon den ersten Versuch hinter mich gebracht und ungefähr eine halbe Seite geschrieben habe.

Verworfen habe ich das Ganze aber, weil mir mein Ton nicht gefällt, den ich angeschlagen habe. Es klang eher nach einer Art Abrechnung mit Menschen und Situationen als nach einem Gedankenaustausch. Kennt ihr das wenn alles so einen leichten Unterton hat, wenn man es liest? Es hatte etwas von «was ich schon immer loswerden wollte».

Ich musste feststellen, so ein Blog ist tatsächlich eine Möglichkeit andern Menschen Dinge mitzuteilen, wenn man  keinen Mut hat, es direkt zu tun. Man kann Botschaften einfliessen lassen, die diejenige verstehen, die gemeint sind, und alle andern lesen einfach darüber hinweg. Da mir das aber doch nicht liegt, musste ich nun von Neuem beginnen.

Irgendwie bringt mich das, was ich euch jetzt erzähle zum Thema Seelenhygiene.

Ich finde Seelenhygiene ganz wichtig. Wisst ihr was ich damit meine? Ich rede von der Art oder den Methoden sein eigenes Herz «rein» zu halten.

Und ich meine nicht die ritualisierten, schnellen, christlichen Verfahren wie «ich vergebe», im Gebet «ich löse mich von» oder «ich gebe … ab» und so weiter.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass bei diesem Vorgehen, wenn überhaupt, nur ein Teil unseres Herzens zu Wort kommt und so eine Lösung findet. Meistens bleiben Schmerz, Wut, Trauer Enttäuschung usw. zurück und es gleicht viel zu oft einer Gehorsamsübung, die nur wenig bringt. Kennt ihr das? Ihr habt euch schon 100 x von einer Sache gelöst, getrennt oder es bekannt und es kommt trotzdem immer wieder zu euch zurück? Ich habe schon viele Predigten gehört, die das mit fehlendem Glauben erklären und um ehrlich zu sein, habe ich bei etlichen Prophetischen Schulungen in ein ähnliches Horn geblasen. Aber je länger ich mich damit beschäftige, wie unser Herz funktioniert, desto mehr rücke ich von diesem Denken ab. Ich glaube für den rationalen, logischen Teil unseres Herzens funktioniert Bekennen, Lösen und Trennen. Aber wir sind mehr als Logik. Unsere Emotionen und unser Unterbewusstes ist anders gestrickt. Diese Seiten in unserem Herzen brauchen Zeit, Verständnis und Zuwendung. Ich glaube aus diesem Grund haben wir viel zu oft, viel zu wenig Erfolg mit unseren altbewerten 0815-Methoden. Und es lädt uns ein, mehr in den Kontakt mit unserem eigenen Herzen zu treten. Denn ich bin überzeugt, dass es für gewisse Bereiche unseres Herzens keine standardisierten Lösungen gibt.

„If it still makes you cry, it still matters.“ -Path

Ich mach euch ein Beispiel.

Durch ein paar Ereignisse vor und während den Weihnachtstagen bin ich konfrontiert mit einem schmerzhaften Bereich meines Lebens. Dadurch fühle und benehme ich mich im Moment wie ein Tiger im Käfig und bin nicht allzu ausgeglichen. Immer noch ein zahmer Tiger, aber ein Tiger.  Es tut weh, ich bin wütend, so traurig und innerlich auf der Flucht. Alles gleichzeitig und oder abwechselnd ohne logische Abfolge.

Ich habe mittlerweile gelernt, was mir für meine Seelenhygiene helfen würde. Ich müsste es einer Person erzählen von der ich weiss, dass sie mich liebt. Einfach mal alles unbewertet sagen dürfen. Ich meine nicht abrechnen mit beteiligten Personen. Sondern einfach alles rauslassen dürfen. Ich nenne das auch ganz anschaulich «auskotzen». Es hilft mir zu spüren, dass ich nicht alleine bin und dass jemand meinen Schmerz sieht.

Eine gute Freundin von mir braucht für Ihre Seelenhygiene genau das Gegenteil. Um wirklich wieder Frieden für ihr Herz zu finden, muss sie sich in die Einsamkeit zurückziehen und sich diese Alleinzeit schenken. Sie braucht eher Ruhe, damit der Sturm, der über dem Gefühlsmeer tobt, gestillt werden kann.

Interessanterweise ist das für uns beide jeweils nicht die intuitive Art mit Negativem umzugehen. Wir versuchen beide im ersten Schritt das Problem mit dem Gegenteil zu lösen. Während ich mich in die isolierte Einsamkeit (Chrissi-Kenner nennen das Höhle) zurückziehe lässt meine Freundin ihre Lieben sehr deutlich an ihrem Kummer teilhaben. Und wir beide brauchen eine Weile, um den hilfreicheren Weg einzuschlagen.

Während ich euch das schreibe, wird mir bewusst, dass ich zunächst einfach die Variante wähle, die mir weniger weh tut. In der Höhle zu sitzen ist für mich weniger schmerzhaft und hilft mir, dass ich nicht hinschauen muss.

Ob das bei meiner Freundin auch so ist, muss ich sie mal fragen, ich will ihr nichts unterstellen.

Worüber ich mir dank meiner jahrelangen Seelsorge- und Heartsync-Erfahrung sicher bin, ist, dass jeder Mensch zur Schmerzvermeidung tendiert. Das steckt tief in uns drin. Schauen wir uns einfach an, wie wir mit körperlichen Schmerzen umgehen. Tut uns etwas weh, nehmen wir eine Schonhaltung ein, um den Schmerz zu vermeiden oder zumindest zu erleichtern. Dafür müssen wir gar nicht nachdenken. Instinktiv handeln wir schmerzvermeidend. Wie bei unserer Seele hilft das unserem Körper nicht wirklich und hat Verspannung und Fehlhaltungen zur Folge. Dann braucht es Zeit und Achtsamkeit, dass wir die Schonhaltung hinter uns lassen können und es heilen kann.

Ist es mit unsrem Herzen nicht auch so? Nachdem wir gemerkt haben, dass wir Schmerz vermeiden, brauchen wir Zeit und Zuwendung, um uns aus der Schonhaltung zu bewegen. Und wieviel Zeit jeder dafür braucht, ist sicher auch sehr individuell.

Ich wünsche euch ein Jahr voller Achtsamkeit und Liebe für euch selbst, indem ihr entdeckt was ihr für eure Seelenhygiene braucht!

Was ist deine erste Reaktion, wenn dein Herz weh tut? Was brauchst du, damit es heilen kann?

Lass es mich wissen …