Richtig machen?!

Heute möchte ich mit euch gedanklich zum Thema Anbetung reisen.

Was fällt euch ein, wenn ihr an Anbetung denkt?

Mir kommt als erstes unsere ganze Musikkultur in den Sinn. Alles, was man unter «Worship» versteht.

Wusstet ihr, dass Worship seit ein paar Jahren eine eigene Musikrichtung ist?

Ich weiss nicht wie euch das geht, aber ich finde das schade. Denn es bedeutet, und das kann man ja auch hören, dass der Stil von Worship meistens relativ ähnlich klingt. Dabei gibt es so viele Arten von Musik und deren Stilrichtungen.

Aber was mich viel nachdenklicher macht, ist, dass mir ausser Musik, Lieder, Worship nicht sehr viel mehr einfällt, wenn ich an Anbetung denke. Zumindest nicht bei den ersten zwei Gedanken. Beschäftige ich mich ein bisschen länger damit, fange ich an zu hoffen, dass alles Anbetung sein kann.

Was ist Anbetung? In der Bibel findet sich der Vers «der Vater sucht solche die ihn in Geist und in der Wahrheit anbeten“. Wie geht es euch, wenn ihr das lest? Mir macht das regelmässig Stress. Es macht mich unruhig, weil ich einfach nicht weiss, was das bedeuten könnte. Und ich will ja gefunden werden von Gott, als eine, die ihn anbetet. Ich will ihn glücklich machen, will, dass Gott sich freut an mir.

Und dann kommen da diese Verse. Sie geben mir klare Anweisungen, wie ich Gott eine Freude machen könnte, aber ich verstehe nicht, was er meint.

Vor ein paar Jahren hatte ich die Idee, in Wahrheit anbeten könnte bedeuten, ehrlich zu sein Gott und mir gegenüber. Ab da versuchte ich unter anderem, immer ernst zu meinen, was ich singe.  Ich kann euch sagen, das überforderte mich völlig. Ich bin so oft nicht ganz bei der Sache, bin abgelenkt von meinem Alltag, andern Menschen, die um mich rum stehen, oder Ideen, die mir durch den Kopf gehen. Und dann sitz ich da und denke, «scheisse, jetzt bin ich hier im Gottesdienst, es sollte um Gott gehen, ich will ihm zeigen, dass ich ihn liebe und ich habe lauter andere Sachen im Kopf …» und der Kopfkrieg beginnt.

Ich habe irgendwann angefangen, Gott einfach von allem zu erzählen, was in meinem Herz und Kopf vor sich geht. Das ist extrem schön, weil ich dabei merke, wie mein Herz zur Ruhe kommt und ich bei Gott ankomme. Und irgendwann ganz automatisch dabei lande, ihm zu sagen wie sehr ich ihn liebe, dass ich ihm dankbar bin und ich es schön finde mit ihm.

Könnte es sein, dass wir viel zu sehr versuchen unser Herz aus der «Anbetungszeit» draussen zu lassen? Könnte es sein, dass dieses Zwiegespräch mit Gott über mein Herz Teil von Anbetung in Geist und Wahrheit ist?

Es würde mich jedenfalls sehr entspannen, sollte es so sein.

„Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare.“ – Christian Morgenstern

Während ich das alles schreibe, fällt mir auf, dass ich, wenn ich ehrlich bin, auch Mühe habe mit dem Wort Anbetung. Es klingt für mich so technisch. Mache ich mich auf die Suche danach woran das liegt, lande ich gedanklich auf der Bibelschule. Ich war für zwei Schuljahre im Glaubenszentrum Bad Gandersheim. Das war eine sehr lehrreiche und wichtige Zeit für mich.

Ich kann mich an Lehreinheiten erinnern, bei denen wir die einzelnen griechischen und hebräischen Worte besprochen haben. Spontan kann ich mich an eins erinnern. Ok, nicht an das hebräische Wort selbst, so gut bin ich nicht, aber an die Bedeutung. Es war das Wort für «die Hände in die Luft werfen». Ich weiss noch, wie ich im Anschluss an diese Lehreinheit ein paar Wochen regelmässig einfach zwischendrin die Hände in die Luft geworfen habe. Denn ich wollte Gott ernsthaft anbeten.

Diese griechischen und hebräischen Worte wurden für mich eine Art Liste, mit der ich Gott «richtig» anbeten konnte. Hände in die Luft werfen, jubeln, niederknien, unterwerfen, hingeben, voller Freude triumphieren … Ich arbeitete meine Liste ab, um Gott zu gefallen. Naja, so unter uns, einiges davon versuche ich immer noch, um Gott zu gefallen.

Aber für mich drängt sich die Frage auf, ob das tatsächlich Anbetung ist. Wenn ich mich zum Beispiel niederknie, weil ich weiss, dass man das so macht, ist es dann Anbetung? Ich kenne auch Momente, in denen ich so überwältigt war von Gott, dass ich aus einem inneren Bedürfnis heraus, diese griechisch/hebräischen Worte ausgeführt habe. Und das ist einfach ein riesiger Unterschied.

Ich muss an einen Sportler denken, der gewonnen hat. Der wirft die Arme ganz automatisch in die Luft. Er freut sich, er jubelt, er feiert seinen Sieg. Es ist ein natürlicher Ausdruck seiner Freude. Sein Körper drückt aus, was sein Herz bewegt.

Ich habe noch nie gehört, dass Sportler den Siegesjubel trainieren in ihrer Vorbereitung auf einen Wettkampf.

Könnte es sein, dass die Schreiber der Bibel beschrieben haben, was sie sehen bei den Menschen, die angebetet haben, wie ein Reporter, der beschreibt, wie sehr sich der Sieger des Wettkampfs über seinen Sieg gefreut hat?

Kein Sportler würde einen Artikel über einen anderen Sportler nehmen, um sich abzuschauen wie man einen Sieg feiert. Stellt man sich das vor, klingt es so absurd.

Und es bringt mich zum Schmunzeln, weil wir die Bibel so oft als Fachbuch für alles mögliche nehmen und griechische und hebräische Worte studieren. Und dabei verpassen, wie viel Emotionen und ganz normales Menschsein darin zu finden ist. Und alles nur, weil wir es richtig machen wollen.

Was passiert denn, wenn wir es falsch machen? Was befürchten wir?

Im Übrigen möchte ich klarstellen, dass das keine Kritik an der Bibelschule oder deren Inhalt sein soll. Vielmehr möchte ich euch einen Einblick in mein Herz geben und was Predigten und Lehren in mir auslösen. Da ich schon seit vielen Jahren im Rahmen der Stiftung Schleife bei Schulungen zum Thema Prophetie mitgeholfen habe, weiss ich, wie viele Menschen dasselbe Problem haben. Wir haben ein extremes Bedürfnis, es richtig zu machen!

Ich werde auf jeden Fall erst die Hände wieder in die Luft werfen, wenn mir danach ist.

Was ist für dich Anbetung? Machst du auch noch Dinge, um richtig anzubeten?

Lass es mich wissen …!