Proklamieren?!

Heute möchte ich mit euch zu einer Form des Gebets reisen, die ich vor allem aus charismatischen Gemeinden und Werken kenne. Die Proklamation.

Ich wünsche mir, dass wir unterscheiden, ob wir mit Gott reden – also beten, oder ob wir eine Proklamation machen.

Kennt Ihr das überhaupt im Gebet? Wikipedia erklärt: Eine Proklamation ist ein öffentlicher Aufruf, eine Bekanntmachung oder eine öffentliche Erklärung

Für das Gebet heisst das, dass man ausspricht oder ruft, was Gottes Plan ist. Zum Beispiel oft beim Gebet für Heilung: Betet man für Kranke, proklamiert man Gottes Heilung über der Person und der Krankheit.

Aber irgendwie ist das doch wieder kein Gespräch mit Gott.

Ich würde mir nicht nur wünschen, dass wir zwischen Gebet und Proklamation unterscheiden, sondern auch erst Proklamieren, wenn wir mit Gott gesprochen haben und glauben zu wissen, was sein Plan ist. Weil wir erst dann öffentlich erklären können, was Gott will.

Ist Proklamation nicht im Grunde das Aussprechen von prophetischen Worten?

Umso wichtiger ist, dass wir wissen, was Gott dazu sagt, denn wir machen eine Bekanntmachung in seinem Namen.

Es entsteht die Frage, warum mir das wichtig ist, Gebet und Proklamation zu unterscheiden.

Lasst mich kurz nachdenken.

Ich glaube, ich erlebe zu viele Proklamationen, denen kein Reden mit Gott vorausgegangen ist. Und dann sprechen wir Sachen aus und proklamieren Dinge, die gar nicht in Gottes Sinn sind.

Und das birgt in meinen Augen zwei Gefahren: Wir prägen damit das Bild, das Menschen von Gott haben und wir verletzen Menschen im Namen Gottes.

Nehmen wir das Beispiel Krankenheilung. Vielleicht ist Gottes erste Absicht gar nicht immer Heilung, sondern zunächst Trösten und Mitgefühl zeigen.

„Wenn die Seele bereit ist, sind es die Dinge auch.“ Shakespeare

Proklamieren wir dann aber Heilung, offenbart das nicht Gottes tröstende Seite. Und wir prägen ein einseitiges Bild von Gott.

Was ist mit den Menschen, die als Kind nur Zuwendung bekommen haben, wenn sie krank waren? Ich bin überzeugt, dass Gott ganz oft zuallererst den Mangel an Zuwendung stillen möchte, bevor er heilt. Denn die Person verliert etwas sehr Wichtiges, sollte Gott in solch einem Fall heilen: Ihre bis dahin einzige Möglichkeit, Liebe zu bekommen. Wenn Gott in einem solchen Fall zuerst den Liebesmangel stillt, bevor er körperlich gesund macht, ist das für mich Liebe!

Versteht mich nicht falsch. Gott ist unser Arzt und will heilen. Aber er will eben unser ganzes Herz heilen und nicht nur unsern Körper!

Die zweite Gefahr, die ich angesprochen habe, ist das Verletzen. Ich kenne so viele Menschen, die verletzt sind, weil Gott noch nicht geheilt hat. Und ich glaube, hätten die Beter innegehalten und Gott zugehört, was er sagen möchte und dies gebetet, gäbe es viel weniger enttäuschte Hoffnung.

Einige Beter halten sogar inne. Ich habe schon vielfach miterlebt, dass dann irgendwelche Eindrücke über verborgene Sünde, Fehlverhalten oder ähnliches weitergegeben werden. Aber davon distanziere ich mich völlig! Das meine ich keinesfalls, wenn ich von Innehalten und auf Gott hören schreibe. Ich bin zutiefst überzeugt, dass dies allein die Aufgabe des Heiligen Geistes ist und keiner von uns das Recht hat, andere im Namen Gottes auf Fehler hinzuweisen und es auch noch Sünde zu nennen.

Nein, ich wünsche mir, dass wir Gott fragen, welches Gebet er sich für die kranke Person wünscht. «Herr, was möchtest du, dass ich bete?»

Manchmal sind Gott andere Dinge wichtiger, als sofort die körperliche Heilung.
Ich zum Beispiel habe seit Jahren Schwierigkeiten mit meinem rechten Knie. Aber wenn ich Jesus um Heilung bitte, redet er über viele andere Dinge mit mir. Es geht um Unsicherheiten, die er heilt. Um Liebe zu meinem Körper, um die er wirbt. Um Mut, sich Schmerz und Risiken zu stellen …. Ich weiss, dass Gott mich heilt – eben ganzheitlich!

Was meinst Du dazu? Was wünscht du dir denn?

Lass es mich wissen …!