Beten?!
Seit Jahren ringe ich mit dem Thema Gebet. Was ist beten? Wie betet man richtig? Ist beten notwendig?
Vor kurzem sass ich mit Freunden zusammen und wir kamen auf dieses Thema.
Unmittelbar war ich aufgewühlt. – Ja, das Thema wühlt mich auf. Und zwar, weil ich das Gefühl nicht losbekomme, dass in unserer aller Gebetsleben etwas nicht stimmt.
Versteht mich nicht falsch. Ich möchte niemanden kritisieren. Ich bin nur auf der Suche. Auf der Suche nach dem, was Gott meinen könnte, wenn er sagt, er sucht solche, die im Geist und in der Wahrheit anbeten. Gehört Gebet da nicht dazu?
Grundsätzlich ist Gebet doch das Gespräch mit Gott, oder? Es geht um Kommunikation.
Sollte beten wollen, dann nicht bedeuten, mit Gott reden wollen?
Aber reden wir wirklich mit Gott?
Ich habe unzählige Gebetsveranstaltungen erlebt. Parallelgebet bei Veranstaltungen, Gebetsnächte, Fürbittetreffen für Kranke, Gebetsaufrufe in Gemeineden, 24 h Gebet, Fürbitte im Hauskreis, …. Ich habe mich verpflichtet für Menschen zu beten, weil sie mich gefragt haben, ich bete für meine Patenkinder und mein Mann behauptet, ich gehöre zu den Kriesenfürbittern … Ich kann an keinem Unfall vorbeifahren ohne «oh Gott Jesus, hilf den Beteiligten, komm du in Körper und Seele, bring du Entspannung für alle Nacken und hilf bei der Verarbeitung vom Trauma…»
Aber all das wirft jedes Mal so viele Fragen auf.
„Aber die Stunde kommt und ist schon da, wo die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden; denn der Vater sucht solche Anbeter“
Schau ich in die Bibel, ist es eigentlich ganz klar, oder?
Jesus sagt: „So sollt ihr beten“, und dann kommt das Vaterunser. Die meisten kennen es. Oft sogar die, die nicht an Gott glauben, können im deutschsprachigen Raum mitbeten.
Also ist klar, was zu sagen ist:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit. In Ewigkeit. Amen.
Es gibt bestimmt ein paar, die das jetzt ausgelassen haben beim Lesen. Zumindest würde ich es tun. Mit dem Gedanken – «Kenn ich ja, muss ich jetzt nicht lesen».
Es ist uns vertraut. Zu vertraut? Was bedeutet es? Zeigt uns das Vaterunser was Gott sich wünscht, wenn wir mit ihm reden? Vielleicht muss es ja nicht immer das Vaterunser sein, sondern es lässt sich einfach darin finden, was Gott freut zu hören?
Ich bin dazu geneigt, nun das Vaterunser Stück für Stück auseinanderzunehmen. Wort für Wort, um rauszufinden, was gemeint sein könnte. Ich habe schon das Strongs Nachschlagewerk offen. Aber geht es wirklich darum? Bekomme ich so wirklich Antwort auf meine Fragen? Lässt mich so mein komisches Gefühl endlich los?
Ich glaube nicht. Weil ich mir nicht vorstellen kann, dass Jesus, wenn er beten gegangen ist immer nur das Vaterunser gebetet hat. Zumindest ein Beispiel kennen wir. In Gethsemane hat er gesagt: „Lass diesen Kelch an mir vorüber gehen, aber nicht mein Wille geschehe, sondern dein Wille geschehe.“ Das ist offensichtlich nicht das Vaterunser.
Erst jetzt beim Schreiben realisiere ich, dass es im Vaterunser auch die Passage gibt, wo es heisst «dein Reich komme, dein Wille geschehe …»
Ich lade euch ein zu meinem gedanklichen Ausflug. Eine Reise, auf der ich mich mit dem auseinandersetze wie unser Gebetsleben ist und wie ich mir Gebet wünsche.
Und auf der ich auch an euren Ansichten und Gedanken interessiert bin.
Wie geht es dir beim Beten? Was bedeutet Gebet für dich?
Lass es mich wissen …!
Sehr spannend! Mich beschäftigt die gleiche Frage seit einiger Zeit auch extrem. Mir hat’s beim Vers „Betet allezeit“ angefangen zu dämmern, dass ich wohl etwas an Gebet falsch verstanden habe, resp. ein zu enges Bild davon habe. Denn so wie ich Gebet kannte, war es nicht umsetzbar „allezeit zu beten“. Wir fanden das Hörbuch von Timothy Keller „Prayer“ super, weil es sehr, sehr viel verschiedene Literatur aus unterschiedlichen Kulturen und Zeitepochen beizieht und somit einen recht breiten Blick hat. Auch ein sehr spannendes Kapitel übers Vater unser. Und für mich ist alles „klösterliche“ im Moment eine sehr bereichernde Fährte: christliche Meditation, Kontemplation, Jesusgebet, etc eröffnen neue Horizonte. Aber vermute immer mehr, dass Gottes Bild von Gebet viel grösser ist, als wir denken. Dass er auch da extrem kreativ ist und ich noch sehr lange werde Neues entdecken können. Bin gespannt, dann mal wieder zu hören/lesen, wie sich das Thema bei dir entwickelt.
Liebe Ste,
danke für den Tipp mit dem Hörbuch. Da höre ich gerne mal rein. Das gibt bestimmt auch neue Anstösse für meine Reise in diesem Thema.
Herzlich Chrissi